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Fukushima Daiichi: Verstrahltes Kühlwasser soll verklappt werden
Seit der Havarie des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi haben sich mehr als eine Million Tonnen verstrahltes Wasser in Tanks gesammelt. Der Betreiber Tokyo Electric Power Company (Tepco) verwendete es, um die drei Reaktoren nach der Havarie vor 10 Jahren zu kühlen. Mehr als 1,2 Millionen Tonnen Wasser werden derzeit in 1020 Tanks mit einem Fassungsvermögen von 1,25 Millionen Tonnen gelagert. Im Herbst sind demnach die Lagerkapazitäten aufgebraucht. Japans Regierung will das kontaminierte Wasser nun behandeln und in den nächsten 30 Jahren ins Meer pumpen.
Gegen diese Pläne wehren sich japanische Fischer und ihr Berufsverband vehement. Neue Erkenntnisse zeigen, dass ihre Befürchtung, Kunden könnten durch Gerüchte über radioaktive Kontamination ihrer Fischereiprodukte abgeschreckt werden, eine ernstzunehmende Grundlage haben – denn offenbar gibt es Mängel bei der Filterung. Verschwiegen wird nämlich, dass die Leistung des so genannten Multiniklid-Filtersystems ALPS unzureichend ist.
Nach Darstellung des AKW-Betreibers Tepco sei die ALPS-Anlage in der Lage, alle radioaktiven Nuklide effektiv zu filtern – lediglich für Tritium existiere noch keine geeignete Methode.
Diese Einschätzung der Effektivität ist zu bezweifeln: Auswertungen der Daten aus dem Fiskaljahr 2017 belegten bereits, dass Tepco nach der Filterung eine Konzentration von Jod-129 in Höhe von 62,2 Becquerel pro Liter festgestellt hat – was deutlich über dem gesetzlichen Grenzwert von 9 Becquerel pro Liter liegt.
Auch weiteres radioaktives Material wurde durch das Filtersystem ALPS offenbar nicht effektiv gefiltert. So wurde Ruthenium-106 in einer Konzentration von 92,5 Bequerel nachgewiesen – was nur knapp unter dem dortigen Grenzwert von 100 Becquerel liegt.
Was das Tritium-Problem angeht, wird nun argumentiert, es sei in geringen Mengen nicht schädlich für die menschliche Gesundheit. Bevor das verstrahlte Wasser ins Meer abgelassen wird, soll das verstrahlte Abwasser verdünnt werden. Japans Regierung beruft sich dabei auf die in Wien ansässige UN-Atombehörde IAEA, die keine Gefahren sieht, wenn die Abwässer in den Ozean geleitet werden. Von einer radioaktiven Nahrungskette scheint die IAEA nichts gehört zu haben. Die gleiche Behörde bestritt in der Vergangenheit auch das Ausmaß der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.
Die Strahlen-Uhr tickt. Proteste gibt es bisher nur von den Nachbarstaaten China und Südkorea. Der internationale Aufschrei blieb bisher aus, anders als nach dem Tsunami und der Reaktorkatastrophe – diverse Staaten hatten einen Importstopp gegen Nahrungs- und Genussmittel auf der Region Fukushima verfügt.
Quellen: http://www.schattenblick.de, tagesschau.de 13.4.21, eigene Recherche
Update 17.4.21