Fachgruppe Radioaktivität: Radioaktiver Unfall im Endlager der USA
Am 14.02.2014 ereignete sich im atomaren Endlager der USA, WIPP, ein ernsthafter Unfall, der auch in Deutschland Beachtung finden sollte. WIPP (Waste Isolation Pilot Plant) ist ein atomares Endlager in der Wüste im Süden des US-amerikanischen Bundesstaates New Mexico, 42 km von Carlsbad (ca. 25 000 Einwohner) entfernt . Dort werden seit 1999 atomare Abfälle, insbesondere sog. Transurane in ca. 650m Tiefe in einem ehemaligen Salzbergwerk in den Abbaukammern eingelagert.
Transurane sind Schwermetalle, deren Atome schwerer sind als Uran-Atome. Sie kommen natürlicherweise auf der Erde nicht vor. Seit Anwendung der Atomtechnologie entstehen sie in Atomkraftwerken und bei der Herstellung von Atombomben-Material. Zu den Transuranen zählt das bekannte Plutonium (Halbwertszeit: 27 000 Jahre) und auch Americium (Halbwertszeit: 432 Jahre). Die Welt-Atom-Vereinigung (World Nuclear Association) gibt an, dass die im WIPP gelagerten Transurane zu “langlebigen mittelradioaktiven Abfall” [transuranic wastes, similar to long-lived ILW)] gehören. Tatsächlich ist die Radioaktivität, gemessen in Bequerel nicht sehr hoch, da diese Stoffe relativ langsam zerfallen. Trotzdem handelt es sich um Abfall, der hochgradig gefährlich ist, wenn davon Partikel in die Umwelt gelangen. Diese beiden von Menschen gemachten Schwermetalle Plutonium und Americium sind extrem giftig, weil sie Alpha-Strahler sind. Alpha-Strahlen werden oft verharmlost, in dem man sagt, dass sie bereits durch ein Blatt Papier abgeschirmt werden, einmal in den Körper gelangt, schädigen sie aber direkt die Zelle bzw. deren Erbsubstanz, die DNA. Werden geringste Mengen Staubteilchen davon eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen, dann entstehen im Laufe der weiteren 30 Lebensjahre schwere Schäden, wie z.B. Krebs verschiedener Art, Defekte an Sperma- oder Eizellen oder an Embryonen. So entstehen auch Gendefekte bei Neugeborenen, die dann sogar an deren Kinder (sofern diese lebensfähig und fruchtbar sind) weiter gegeben werden können. Plutonium und Americium befindet sich auch in den Castor-Behältern, die abgebranntes Brennmaterial enthalten.
An diesem 14. Februar wurde im WIPP unter Tage ein Alarm durch das Luftüberwachungssystem ausgelöst. Zuerst wurde mitgeteilt, dass das Bergwerk sofort evakuiert wurde und dass das Filtersystem, das ein Entweichen von radioaktiver Materie in die Umwelt verhindern soll, sofort eingeschaltet wurde. 2 Tage später hieß es dann, dass sich zu diesem Zeitpunkt niemand unter Tage aufgehalten habe, weil es nämlich 9 Tage vorher unten einen Brand eines Salzlasters gegeben hatte. Alle oberirdischen Arbeiter seien auf Kontamination untersucht worden [ob sie mit radioaktiven Stoffen verunreinigt sind]. Es wurde Entwarnung gegeben. Der Sprecher der Atomaufsicht in New Mexico sagte: „Ich glaube, wir können mit Sicherheit sagen, dass wir noch nie einen Wert [der Radioaktivität ] in diesem Ausmaß gesehen haben.“ Fast 2 Wochen nach dem Alarm meldete Associated Press, die Nachrichtenagentur der USA, dass 13 Arbeiter kontaminiert worden seien. Später wurde dann mitgeteilt, dass diese 13 Arbeiter Americium-241 abbekommen hatten. Dieser Alpha-Strahler und auch Plutonium wurden von einem Überwachungsgerät in 900 m Entfernung registriert. So ist eindeutig nachgewiesen, dass die Kontamination der 13 Arbeiter von dem Unglück im Endlager herrührt. CBSNews.com berichtet, dass man vermutet, die Decke eines großen Salzhohlraums, in dem sich die Atomfässer befinden, sei eingestürzt und habe die Fässer beschädigt. Bis man dort hin gelangen könnte, um genaue Untersuchungen anzustellen, das könne noch Wochen dauern. Ein Vertreter des US-amerikanischen Energiebehörde, DOE, erklärte, die außen gemessene Radioaktivität bedeute für die Bevölkerung kein größeres Risiko als das Röntgen eines Zahns oder ein Langsteckenflug.
Die Amerikaner haben wegen der Gefährlichkeit von Einlagerung im Salz keine weiteren Salz- Endlager in Angriff genommen. In dem später geplanten, aber inzwischen gestoppten, atomaren Endlager in Yucca Mountain, Nevada, sollte der strahlende und Wärme produzierende Abfall in vulkanischem Tuffgestein gelagert werden. In Deutschland haben wir 2 bestehende Endlager im Salz: Die Asse und in Morsleben. Der Müll aus der Asse soll wegen nicht zu beherrschender Sicherheit herausgeholt werden. Ob das gelingt ist z. Zt. wegen der kastastrophalen Zustände unter Tage (Wasserzuflüsse und mechanische Beschädigungen sowie Korrosion an den verstürzten Fässern) sehr fraglich. In Morsleben läuft das Planfeststellungsverfahren und es gibt große Bedenken gegen den beabsichtigten „sicheren Einschluss“ und die Stilllegung des Endlagers. Beide Endlager haben erhebliche Probleme mit Laugenzuflüssen. In Deutschland haben wir kein Endlager für die radioaktiven, Wärme entwickelnden Abfälle aus dem betrieb der Atomkraftwerke. Diese Abfälle werden übergangsmäßig in den Zwischenlagern bei den AKWs, in den zentralen Zwischenlagern Gorleben, Ahaus und Lubmin gelagert und noch weiter produziert, solange noch Atomkraftwerke im Betrieb sind. Schließlich gibt es bisher große Anstrengungen von Atom-Kraftwerks-Betreibern und Politik, die radioaktiven, die Wärme entwickelnden Abfälle in Gorleben im Salz einzulagern.
Weitere Angaben erhält man auf folgenden Seiten:
- http://enenews.com/?s=wipp
- http://nuclearactive.org/
- http://www.wipp.energy.gov/special.htm
- http://nuclearactive.org/plutonium-leaks-from-wipp-while-plans-to-expand-the-sites-capacity- proposed/
- http://sric.org/nuclear/docs/WIPP_Leak_02262014.pdf
- http://www.world-nuclear.org/info/Nuclear-Fuel-Cycle/Nuclear-Wastes/Waste-Management- Overview/
Volker Schürg, Fachgruppe Radioaktivität der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg