2. Wendland Free Flow Open Air-Festival
10. und 11. Juli, Alte Ziegelei, Mützingen
Unter dem Motto „Gorleben soll leben“ bringen auch in diesem Jahr Bands aus dem Fusion-Spektrum in musikalischer Sprache ihre Solidarität mit der Protestbewegung zum Ausdruck. Zusammen mit „Embryo“-Mastermind und Weltmusikpreisträger Christian Burchard, der inzwischen auf 40jährige Bühnenerfahrung zurückblicken kann, wird das ungewöhnliche Festival wieder von Atomkraftgegnern organisiert.
Free Flow steht für die Lust an Grenzerkundungen der weiten Spektren zwischen Fusionen aus Weltmusik, Jazz, Rock und Improvisation. Das Verlangen und die Offenheit nebeneinander Existierendes gleichberechtigt zu verbinden, sind der kreative Quell, um sich auf die Abenteuer unbekannter Klangreisen zu begeben. Musik ist so wohl der erste und früheste positive Ausdruck einer Globalisierung. Denn dank Weltenbummlern und Einwanderern, die andernorts unbekannte Traditionen, Klänge und neue Ideen im Gepäck hatten, konnte sich an neuen Orten erst Neues entwickeln. Auch durch die familiäre Atmosphäre des letztjährigen Festivals motiviert, laden Veranstalter und Bands zu einer neuerlichen ungewöhnlichen Klangreise ein.
Die weiteste Anreise haben diesmal „Alquimia del Sol“ aus Barcelona, die einen fantasievollen multimedialen Rahmen bieten und die slowenische Band Carangi, die mit experimentell-spirituellem Folkrock erscheinen, als spielten sie in einer Zeitmaschine, oder Ritualmusik eines unbekannten Kontinents. Statt auf Surfbrettern und Flugdrachen schweben „Fliegen und Surfen“ aus Saarbrücken auf spannungsgeladenen emotionalen Soundlandschaften mit pulsierenden Klangflächen, oder mit einem Augenzwinkern über kantige Riffgebirge. „Der Berg Groovt“ aus Frankfurt laden zu einer entspannten, psychedelisch groovigen Klettertour mit guter Aussicht ein. Das Kasseler Improvisationskollektiv „Strom“ bietet, untermalt von erstaunlichen Instrumenten und Gesängen, einen Abenteuer-Trip fürs Ohr. Die Pfälzer Klangweltenforscher „Ascension“ loten mit impressionistischen Soundcollagen im Geist der Vergangenheit und mit der Technologie der Gegenwart unerforschte Klangwelten aus. „Omray“ wollen mit experimentellem Rock und Jazzrock das Hier und Jetzt aufnehmen und einen Klang geben. „Weltraum“ aus Soest sind sieben Spacetronauten, die sich mit zeitlosen psychedelischen Improvisationen durch die Unendlichkeit des Musikosmos bewegen.
Wie beim letztjährigen Festival tummeln sich auch wieder Festivallegenden der 70er Jahre in Mützingen. Die Nürnberger „Europayer“ mit ex Amon Düül II Drummer Dieter Serfas mischen Ethno-Groovs mit Jazz und Rock. Lothar Stahl, der mit der ehemaligen Politrock-Band „Checkpoint Charly“ das Bürgertum erschreckte, bietet mit seiner Formation „Stahlband“ eine Reise durch Weltmusik und Jazzrock. Jürgen Benz, ehemals „Munju“ und ArtZen Wehmeyer, Mitgründer von „Missus Beastly“, nehmen mit ihren bislang „unerhörten“ neuen Musikprojekten teil. Und natürlich laden Christian Burchard und „Embryo“ wieder zu einer multikulturellen Reise auf ihrem musikalischen fliegenden Teppich ein. Auch wie im letzten Jahr: Wer eigene unverstärkte Instrumente mitbringt, kann zwischendurch als besonderes Erlebnis in Contact-Jams mit den Bands mitspielen. Einlass ist Freitag 10 Juli ab 15 Uhr, wer will, kann sein Zelt aufschlagen. Beginn „der langen Nacht“ ab 17 Uhr, Samstag geht es ab 15 Uhr bis in die Puppen weiter. Tagesticket 15,-, Gesamtticket 25,-
Francis Althoff