Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

33 Tage Hüttendorf, 33 Jahre Widerstand Gorleben als Kristallisationspunkt der Anti-AKW-Bewegung

800 Atomkraftgegner haben am Wochenende in Gorleben für den Atomausstieg und gegen Gorleben als Standort für ein nukleares Endlager protestiert. Im Anschluss an eine Kundgebung vor dem Tor des „Schwarzbaus“ zog die vielköpfige Menge zu Sambaklängen um das Gelände des sogenannten Erkundungsbergwerks zu einer symbolischen Umzingelung. Die Polizei – rund 1000 Beamte waren im Einsatz – verhinderte, dass Traktoren den Demozug begleiteten. „Schon das Anbringen von Transparenten wurde vn der Polizei unterbunden, es kam bei Nichtigkeiten wir Rütteln am Zaun zu Festnahmen, auf Seiten der Demonstranten wurden 12 Verletzte gezählt, es gab Schläge in die Magengegend und blutige Ohren“, als „überzogen und hypernervös“ kritisiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) den Polizeieinsatz.
„Dort hinter dem Natodraht umrahmten Schutzwall darf niemals in der Tiefe Atommüll endgelagert werden“, sind sich Bäuerliche Notgemeinschaft (BN) und BI einig, die nach Gorleben zum Erinnern und zum Startschuss für einen heißen Herbst eingeladen hatten.
Bereits am Tag zuvor wurde im Wald Richtfest gefeiert: Mitglieder der BN hatten eine „Schutzhütte“ errichtet und mit diesem Hüttenbau an die Räumung des legendären Hüttendorfs, der „Republik Freies Wendland“, vor 30 Jahren erinnert. Nachdem der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) erklärte hatte, dass gegen den Widerstand im Wendland keine atomare Wiederaufarbeitungsanlage gebaut werden könne, fokussierten sich die Bemühungen der AKW-Betreiber darauf, oberirdisch das Brennelementzwischenlager (Castorhalle) und unterirdisch ein Endlager im Salzstock Gorleben-Rambow zu errichten – ein „Entsorgungsnachweis“ musste her, um die AKW-Ausbaupläne zu legitimieren, erinnert die BI, dazu reichten damals sogar Baupläne und Bohrungen.
33 Tage lang dauerte die Platzbesetzung auf der „Bohrstelle 1004“, bis es zum größten Polizeieinsatz der Bundesrepublik Deutschland kam: über 10.000 Polizisten und BGS-Beamte räumten den Platz äußerst brutal und planierten das Hüttendorf. „In 33 Tagen wuchs die Sympathie und die Unterstützung der studentisch geprägten Anti-AKW-Bewegung durch die Landbevölkerung, seit 33 Jahren ist Gorleben einer der Kristallisationspunkte im Atom-Konflikt und der nächste Höhepunkt zeichnet sich mit dem geplanten Castor-Transport im Herbst ab“, umreißt die BI den Rück- und Ausblick, der an diesem Wochenende stattfand.
Dass Schwarz-Gelb an der Atomkraft und Gorleben als Endlagerstandort festhalten will, empört die Wendländer zutiefst. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: „Aktenfunde belegen, wie gemauschelt wurde, um Stück für Stück in Gorleben ein nukleares Entsorgungszentrum zu errichten, ohne Öffentlichkeitsbeteiligung. Dafür schickt man uns seit 33 Jahren die Polizei. Aber Gorleben steht auch für Zukunft: Vor 30 Jahren wurden wir als Spinner belächelt, als warmes Wasser mit Sonnenkollektoren erwärmt wurde, heute boomt die regenerative Energie und ist ein ökonomischer Player, auf Kundgebungen der Anti-AKW-Bewegung gar ein politischer Partner. Es geht auch anders!“
Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

fotos: PubliXviewinG

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