Barrikaden und Traktoren – Der Widerstand im Wendland ist bundesweit einmalig
Der Widerstand im Wendland ist allgegenwärtig. An den Häusern hängen Transparente mit Anti-Atom-Parolen und der lachenden Sonne. Viele Leute haben gelbe Latten zu einem »X« zusammengenagelt und in Vorgärten, an Stalltüren oder einfach am Wegesrand aufgestellt.
Die Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg organisierte schon 1977 eine erste Demonstration mit 20 000 Teilnehmern. Im März 1979 brachen hunderte Landwirte zum Protest-Treck nach Hannover auf, sie wurden dort von mehr als 100 000 Demonstranten empfangen. Tausende Atomgegner besetzten im Mai 1980 eine Bohrstelle im Gorlebener Wald und riefen die »Freie Republik Wendland« aus.
Auch als im Bundesgebiet der Schwung der Anti-Atom-Bewegung erlahmte, blieb der Widerstand in Gorleben lebendig. 1984 brachten Tieflader Fässer mit radioaktivem Atommüll ins Wendland, Tausende verbarrikadierten mit Baumstämmen, Autos und ihren Körpern sämtliche Zufahrtsstraßen.
Längst sind BI und Bauern nicht mehr allein. Unterstützung kommt von den Gorleben-Frauen, der Senioren-Initiative »Graue Zellen«, Schülergruppen und Castor-Komitees. Weil ihr Protest so hartnäckig ist, gerieten viele ins Visier der Staatsmacht. Beamte verfolgten Bauern auf dem Weg zu Kegelabenden, schnitten Telefongespräche mit und leuchteten nachts die Fenster und Fassaden von Höfen und Kneipen aus. Bald gehen die widerständigen Bauern wieder auf große Fahrt. Am 29. August starten sie mit 200 Traktoren Richtung Berlin.
Quelle: www.neues-deutschland.de, 31.07.2009