Finnisches Naturidyll wird für Atomkraftwerk geopfert
AKW-Konsortium Fennovoima schafft Fakten auf der Halbinsel Hanhikivi – Bauarbeiten beginnen trotz fehlender Genehmigung. Aus Finnland erreichte uns ein Hilfruf. Das Konsortium Fennovoima, das das finnische AKW Pyhäjoki plant, hat mit Arbeiten begonnen, obwohl noch keine endgültige Baugenehmigung vorliegt.
Auf der Halbinsel Hanhikivi in Nordwest-Finnland lässt das Unternehmen Bäume fällen und eine Straße für die Bauarbeiten anlegen. Die Gemeinde hat dem Unternehmen erlaubt, bis Ende April 100 Hektar Wald zu schlagen, ein Fünftel der Gesamtfläche der Halbinsel.
Die Bevölkerung ist empört. Die Initiative Pro Hanhikivi kämpft seit acht Jahren mit Demonstrationen, Konzerten, Theater und Vorträgen gegen das Atomprojekt. „Hanhikivi ist ein empfindliches Naturschutzgebiet, gerade im Frühjahr ziehen viele seltene Vögel durch und die Brutsaison beginnt“, erklärt Tiina Prittinen, lokale Anti-Atom-Aktivistin. „Dabei liegt die endgültige Baugenehmigung für das AKW Pyhäjoki noch gar nicht vor und wichtige Fragen sind ungeklärt. Fennovoima will mit den Bauarbeiten jetzt Fakten schaffen.“
Die Realisierung des AKW Pyhäjoki in Nordwest-Finnland gestaltet sich schwierig. Ursprünglich hielt der deutsche E.ON-Konzern einen Anteil von 34 Prozent am Betreiberkonsortium Fennovoima. 2012 erklärte E.ON jedoch seinen Rückzug, weil die Wirtschaftlichkeit des geplanten AKW fraglich sei. Außer E.ON sprangen auch kleinere finnische Anteilseigner ab. E.ON’s Anteil übernahm der russische Atomkonzern Rosatom. Dieser hätte auch gerne den Anteil der kleineren Investoren übernommen, was jedoch nicht möglich war: In Finnland müssen 60 Prozent der Anteilseigner an einer AKW-Betreibergesellschaft finnisch sein. Das Projekt stand deshalb auf der Kippe, bis die finnische Regierung den finnischen Energieversorger Fortum verpflichtete, bei Fennovoima einzusteigen.
Nun dürfen keine weiteren finnischen Investoren abspringen, will Fennovoima das Projekt fortsetzen. Auch die Entsorgung des radioaktiven Mülls ist noch ungeklärt. Fennovoima hält dies nicht von Infrastrukturmaßnahmen ab. Neben den Arbeiten an der Straße wird bereits ein künftiger Hafen für die Bauarbeiten markiert, obwohl für diesen ebenfalls noch keine Genehmigung vorliegt. „Dass Fennovoima schon mit so wenig Respekt vor der Natur beginnt, lässt nichts Gutes ahnen, wenn das Unternehmen jemals das Atomkraftwerk betreibt“, so Prittinen.
Weitere Informationen:
- Ökologisch sensible Region Hanhiviki: http://www.hanhikivi.net/pdf/hanhikivi_brochure_en.pdf
- Friends of the Earth Finland: http://www.maanystavat.fi/?lang=en
- Eigendarstellung des Konsortiums Fennovoima: http://www.fennovoima.fi/en/fennovoima
Kontakt:
Tiina Prittinen, +358-40-5548869, tiina.prittinen@maanystavat.fi
Regine Richter, 030-28482270, regine@urgewald.org
Quelle und weitere Infos: https://www.urgewald.org/pr…/finnisches-naturidyll-wird-fuer