Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Waldbrand vor 40 Jahren – BI: Anfang von Gorleben

Am 12. August 1975 kam es zu einer Waldbrandkatastrophe im Raum Gorleben. Dort, wo heute Infotafeln, die Schutzhütte und hölzerne Sitzgruppen im Wald über den Gorleben-Komplex informieren, brach das Feuer aus. Die Feuerwalze vernichtete rund 2000 Hektar Wald- und Ackerfläche.

Starker Wind fachte die Flammen immer wieder an, in den Nachmittagsstunden mussten die Ortschaften Nemitz, Lanze und Prezelle evakuiert werden, die Orte blieben zum Glück vom Feuer verschont.

Der Brand geht auf Brandstiftung zurück, erinnert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). Die Polizei suchte per Anzeige nach dem Brandstifter. Vermutet wurde, dass es ein Mann war, der am 12. August auf der Straße zwischen Gorleben und Gedelitz mit einem orangefarbenen Mofa unterwegs war.WP_20150501_005

Vom ehemaligen Trafohäuschen aus, einem markanten Treffpunkt für viele Aktionen der Gorleben-Gegner, fraß sich das Feuer südlich vor. Dort sollte, so hatte es die niedersächsischen Landesregierung unter Ernst Albrecht (CDU) nur zwei Jahre später beschlossen, auf 12 Quadratkilometern das gigantische „Nukleare Entsorgungszentrum“ (NEZ) errichtet werden: eine Wiederaufarbeitungsanlage, eine Brennelementefabrik, ober- und unterirdische Lagerstätten für die nuklearen Abfälle.

„Nach dem Brand war der Wald ziemlich wertlos. Deshalb glauben wir nicht an einen Zufall, der Brand hat die Entscheidung pro Gorleben mit beeinflusst“, schreibt die BI.

Auf der Waldbrandfläche entstand ein Kinderspielplatz und ein Wiederaufforstungsprogramm unter der Überschrift „Wiederaufforstung statt Wiederaufbereitung“ zog Einheimische und die Gorleben-Freund_innen in den Städten in ihren Bann. Das Foto zeigt eine solche Pflanzungsaktion:

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Ironie der Geschichte: aus den verkohlten Baumstämmen zimmerten AKW-Gegner_innen im Mai 1980 ihr Hüttendorf auf der besetzten Tiefbohrstelle 1004, der „Republik Freies Wendland“.

Gebrannt hatte es auch an anderer Stelle. Den Anfang machte ein Flächenbrand am 8. August bei Stüde in der Nordheide, der außer Kontrolle geriet. In der Folgezeit brachen weitere Brände im Bereich des Naturparks Südheide bei Gifhorn, Unterlüß, Eschede und Meinersen aus. 34.000 Feuerwehrleute, Bundeswehr, Polizei und Freiwillige kämpften gegen die Flammen, fünf Feuerwehrleute bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben.

Auch Unterlüß war ein potentieller NEZ-Kandidat, erinnert BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Makaber sei deshalb, dass die informative Sonderausstellung im Feuerwehrmuseum Neu Tramm zur Waldbrandkatastrophe ausgerechnet von der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) gesponsert werde.

Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, 0170 510 56 06

PS: Reimar Paul schreibt dazu

„Ein Giftmüll soll versteckt werden im Salz der Erde unter dem Land,
und für die Giftfabrik braucht es ein leeres Land am Rand.
Die Mafia hat gebetet für ein‘ Boden ohne Wert,
der liebe Gott hat das Gebet der Mafia erhört,
sein Feuer hat paar Wälder hinter Gorleben zerstört,
mein Gott, kam der gelegen, dieser Brand …“

Das sang der – kürzlich verstorbene – Liedermacher Walter Moßmann in seinem „Lied vom Lebensvogel“ 1978. Damals schon wurde vermutet, die an billigem Land für ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ interessierte Atomindustrie habe nachgeholfen bei dem Großen Feuer – neben den „Wäldern hinter Gorleben“ wüteten die Flammen auch bei Unterlüß, das damals ebenfalls als Standort für eine Atomfabrik im Gespräch war.

Bewiesen ist das alles nicht – und wird es womöglich nie. Der Verdacht aber wird sich halten…

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Wolfgang Ehmke
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