„Nuclear for Climate“ – Die weltweite Atomgemeinde schlägt zurück
Während der Weltklimakonferenz und auch bereits im Vorfeld haben wir eindringlich vor einem Erstarken der Atomindustrie im Kontext der Klimadiskussionen gewarnt.
Nun, im Laufe der Konferenz, können wir berichten, dass wir keineswegs dramatisiert oder überzogen haben. Die Atomgemeinde hat weder Kosten noch Mühen gescheut, ihre nüchterne und wissenschaftsbasierte Theorie von der klimafreundlichen Atomkraft vorzutragen. Im Kern ihrer Bemühungen steht dabei eine sachliche Diskussion über die Nutzung der Atomkraft, da wir zur Bekämpfung des Klimawandels alle Optionen brauchen. Folgerichtig wird KritikerInnen, wie uns vorgeworfen, dass wir mit dem Verzicht der Atomkraft auf Kohle setzen müssen, was vor dem Hintergrund dieser Konferenz, in dessen Zentrum die Diskussion um Kohle steht, mehr als verwerflich ist. Zudem wurde uns bei der Pressekonferenz von N4C vorgeworfen, dass unsere Emotionalität der sachlichen Diskussion im Wege stehe und wir eh alle ideologisiert seien. Unsere inhaltlichen Nachfragen zu den Themen Atommüll und Ökonomie schienen ihnen offenbar nicht sachlich genug und blieben unbeantwortet.
Aber Moment was ist eigentlich N4C?
Alle Star Wars Fans müssen wir enttäuschen, es ist nicht ein neuer Freund von R2D2 oder C3PO. Fantasie bis hin zum Fantastischen lieferte aber die Graswurzelorganisation, wie sich selbst beschreibt, „Nuclear for Climate“ (N4C) bei einer Pressekonferenz.
Um nachhaltig darauf zu verweisen, wie ungefährlich die Atomkraft eigentlich ist wurden Tafeln mit den wirklichen Auswirkungen der Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima präsentiert.
Mike Schellenberger vom Breakthrough Institute aus den USA, das keinen Hehl daraus macht, dass nach ihren Vorstellungen die Bekämpfung des Klimawandels durch eine „neue Generation der Atomkraft“ wirksam im Einklang mit dem Fortschritt unserer Zivilisation steht, twitterte auf seinem Profil kurz nach der Akkreditierung „Now let´s go nuke the climate!“ vielleicht in Anlehnung an unsere Kampagne „Don´t nuke the climate!“?
„Alles Banane“, resümieren vielleicht einige an dieser Stelle.
Aber gerade die Bananen haben es den Menschen von der Kampagne „Nuclear for climate“ angetan. Die bei uns sehr beliebte Südfrucht, deren Import durchaus eine Diskussion über den ökologischen Fußabdruck nach sich ziehen könnte, birgt in den Augen der Atomlobby einen ganz neuen Ansatzpunkt. So bat N4C an ihrem Stand Bananen mit einem denkwürdigen Aufkleber an: „Diese normale, alltägliche Banane birgt mehr Strahlung als ein Jahr lang neben einem Atomkraftwerk zu leben. Lasst nicht die Angst unser Klima verletzen, wir benötigen ALLE Werkzeuge um den Klimawandel zu stoppen.“
Sahen wir uns in der Anti-Atom Bewegung bisher als Menschen, die sich für die Umwelt und zukünftige Generationen einsetzen, haben die finnischen Autoren Rauli Partanen und Janne M. Korhonen einen anderen Ansatzpunkt. Das Buch „Climate Gamble“ (Das Spiel mit dem Klima) ist untertitelt mit der Zeile: „Gefährdet die Anti-Atom Bewegung unsere Zukunft?“
Wie Schellenberger, bezeichnen sich Partanen und Korhonen ebenfalls als „Ökomodernisten“. Ökomodernismus, auch Ökopragmatismus, ist ein neues Gedankenkonzept im Bereich des Umweltschutzes, das sich in Opposition zu den gängigen Ansichten der Wissenschaft und Gesellschaft zu diesem Thema sieht. Ein ganz wichtiger Anker dieses Konzepts ist offenbar die zukunftsorientiere Atomkraftnutzung, mit neuen Reaktortypen und fabelgleichen Kraftwerken, von denen schon in den 1950er Jahren geträumt wurde.
In diesem Sinne: „Schöne neue Welt, unsere alte haben wir bald verbraucht!“