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Mittwoch, 19. September
Wir sind on the road von New England nach Texas und New Mexico! Leichte Startschwierigkeiten, ich hatte meinen Adapter vergessen und nun sitze ich an einem Tisch, nicht in unserem Pick- Up, habe ein funktionierendes Ladekabel, Internet und einen Tee und es folgt der erste Bericht unserer Anti- Atommüll-Reise:
Die Fotos von unserem Atommüllbehälter, dem „Cask“ habt ihr ja bereits bewundern dürfen. Die Karte zeigt unsere täglichen Ziele. Jeden Abend findet eine Veranstaltung statt. Dazwischen haben wir Pressetermine, treffen lokale Aktivist*innen und machen den ein oder anderen Halt für Propaganda- Fotos 😉
Unsere erste Veranstaltung war in Montpelier, 25 Menschen kamen hörten unsere Kurzvorträge, die nach dem folgenden Konzept stattfinden: Leona Morgan berichtet über Nuklearkolonialismus. Als Angehörige der Navajo Nation, einer indigenen Gemeinde, liegt ihr Fokus auf der Verhinderung des Uranabbaus, Atommüllverklappung und radioaktiven Transporten in den Südwesten.
Mein Beitrag besteht aus der über 40- jährigen Geschichte des Gorleben Widerstands auf allen Ebenen: Proteste, Aktionen, Demos, Juristische Kämpfe und viel Öffentlichkeitsarbeit. Fotoslides vermitteln viel bessere Eindrücke, als meine Worte es in 10 Minuten vermögen.
Tim Judson, der den Nuclear Information and Research Service (NIRS) in Takoma Park, bei Washington D.C., leitet, spricht über die aktuelle atompolitische Situation in den USA. Die United States Nuclear Regulatory Commission (NRC) und das Office of Nuclear Energy sind zuständig für die noch knapp 100 Atomkraftwerke, die in den USA laufen. Das AKW Oyster Creek in New Jersey wurde am Montag stillgelegt!! Yeah!! Es war das älteste US AKW und reduziert die Anzahl der noch laufenden AKW auf 98.
Deb Katz, Vorsitzende der Citizen Awareness Network (CAN www.nukebusters.org), das maßgeblich an der Schließung von vier Atomkraftwerken in New England beteiligt war, gewann eine Klage gegen die Stilllegungspläne der NRC, organisierte Anti- Atommüll- Touren und Aktionscamps. Deb stellt die Zusammenhänge der geplanten Atommülltransporte aus New England nach New Mexico her. CAN ist gegen den Bau von Zwischenlagern und gegen Transporte des Atommülls. Die bestehenden Atommülllager sollen ertüchtigt werden und wesentlich besser abgeschirmt gegen Strahlung an die Umgebung, Terrorattacken und Flugzeugabstürze, so die Forderung von CAN.
Unsere zweite Veranstaltung fand gestern Abend in Brattleborrow statt. Etwa 30 Menschen kamen und diskutierten nach unseren Vorträgen engagiert mit uns landesweite und internationale Atompolitik. Ich hatte die großartige Gelegenheit, Anna Gyorgy zu treffen und – viel zu kurz – mit ihr zu sprechen. Anna ist eine Ikone der amerikanischen Anti- Atom- Bewegung, seit den 60- er Jahren engagiert und Autorin des Standardwerkes „No Nukes: Everyone’s Guide to Nuclear Power“.
Dieses Buch gab es als Geschenk von Anna Gyorgy, sie hat das Vorwort geschrieben:
Anna wird, wie Leona, Tim und ich, im Dezember zum Weltklimagipfel in Katowice reisen und dort für eine Welt ohne weitere Atomkraft streiten. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen!
Heute geht es nach Greenfield, Massachussets, mit unserem schweren Cask brauchen wir ne Menge Zeit, 6o Meilen pro Stunde sind nicht gerade Raketengeschwindigkeit. Aber es macht sehr viel Spaß, mit dieser amerikanischen Version einer Castor Attrappe unterwegs zu sein, über Land und in den Städten gibt es viele erstaunte Blicke und das ist ja der Sinn unserer Reise, Aufmerksamkeit zu erregen, die zu Achtsamkeit im Umgang mit dem Atommüll führt.
Bleibt am Ball, wie es weitergeht!! See ya!!
„Anti-nuclear waste rally in Montpelier“ – TV-Bericht vom 18.9.2018