Vor 50 Jahren ereignete sich der schwere Atomunfall in Lucens
Wer an schwere Atomunfälle, an Kernschmelzen und an den größten anzunehmenden Unfall (GAU) denkt, der denkt an Fukushima, Tschernobyl und Harrisburg. Aus dem kollektiven Gedächtnis (fast) erfolgreich gelöscht wurde der schwere Atomunfall im Versuchsreaktor Lucens in der Schweiz am 21. Januar 1969.
Nichts auf der Homepage der kleinen Gemeinde Lucens (CH) lässt erahnen, daß dieser Ort in der Liste der schweren Unfälle in kerntechnischen Anlagen aufgeführt ist. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs träumten auch in der Schweiz einige Lobbyisten einen doppelten Traum. Den Traum vom "ewigen Strom durch Atom" und von der "eigenen, Schweizer Atombombe".
Aus diesen beiden Gründen wurde in der kleinen Gemeinde Lucens ein neuer Reaktortyp realisiert, eine schweizerische Eigenentwicklung. 100m weit in den Berg gebaut entstand in einer Felskaverne ein kleiner Natururan-Reaktor, in dem auch atombombenfähiges Plutonium erzeugt werden sollte.
Die Inbetriebnahme verzögerte sich wegen technischer Probleme immer wieder, aber am 10. Mai 1968 wurde der Betrieb des unterirdischen "Kleinst-AKW" aufgenommen. Am 21. Januar 1969 kam es durch eine Störung im Kühlsystem zum teilweisem Schmelzen eines Brennelementes, was das Bersten des Druckrohres und schwere Schäden im Reaktorkern zur Folge hatte. Dabei entwichen radioaktive Gase u.a. in eine Felskaverne, die daraufhin so stark verseucht war, dass sie für Jahre zugemauert werden musste.
Neben Tschernobyl, Sellafield und Harrisburg war dieser Atomunfall in einem Schweizer AKW einer der großen Atomunfälle in der Geschichte der Atomindustrie. Er führte nur deshalb nicht zu einer großen Katastrophe, weil der Versuchsreaktor sehr klein (9 MW) und in die Felskaverne eingebaut war. Das radioaktive Potential war noch nicht so groß, weil der kleine Versuchsreaktor bereits kurz nach dessen Inbetriebnahme und nach wenigen Probeläufen durchbrannte.
Dieser schwere Atomunfall wurde erfolgreich aus dem Gedächtnis der Bevölkerung gelöscht. Wir haben ihn allerdings noch längst nicht vergessen. Deshalb möchten wir den 50. Jahrestag des Unglücks nutzen, um den alten wie auch neuen Generationen zu helfen, sich wieder an dieses dunkle Kapitel der Atomgeschichte zu erinnern und um der Forderung nach einem sofortigen Stopp der Atomkraftnutzung weltweit Ausdruck zu verleihen.
Dies Vorlage zu diesem Beitrag stammt von Axel Mayer, BUND - Regionalverband Südlicher Oberrhein und ist zuerst auf der Webseite bund-rvso.de erschienen.