Wo bleibt der Abrissbagger?
Im September 2009 prangte die Forderung "Bringt Bagger!" am Förderturm in Gorleben. Keine zehn Jahre später hat der Betreiber tatsächlich den Bagger bestellt. Doch auf den versprochenen Abriss der Festungsmauer um das Gelände wartet man bisher vergeblich.
Bisher ist das Bergwerks-Gelände mitten im Wald durch einen Zaun, eine hohe Betonmauer mit Natodraht hermetisch abgeriegelt. Schon Mitte 2015 stellte Wolfram König - damals Präsident des Bundesamt für Strahlenschutz, heute Präsident des Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) - der Endlagerkommission in Berlin Pläne vor, wie die Oberflächenanlagen des sogenannten "Erkundungsbergwerks" zurückgebaut werden könnten. Es gehe im Zusammenhang mit dem "Neustart der Endlagersuche" auch darum, die Anlage auf einen "üblichen industriellen Standard" zu bringen und "bürgernäher zu gestalten", denn "diese Mauern passen nicht mehr in unsere Zeit."
Es geht natürlich in erster Linie darum, das über 40 Jahre verspielte Vertrauen in der wendländischen Bevölkerung irgendwie zurückzugewinnen. Schließlich soll die Debatte um den Ort, wo der jahrtausende tödlich-strahlende Abfall der Atomindustrie gelagert werden soll, "sachlich" geführt werden... Zu mehr "Sachlichkeit" in der Auseinandersetzung um das Atommülllager im Wendland könnte vielleicht ja der Abriss der Festung helfen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Warum allerdings vier Jahre lang nichts Sichtbares passiert ist, darüber schreibt die Elbe Jeetzel Zeitung (EJZ) am Montag (14.1.19) am Rande eines Artikels, in dem im Wesentlichen über die "neue Mauer von Gorleben" berichtet wurde. Um das Zwischenlager soll bekanntlich - auch schon seit Jahren geplant und auf die Anschläge in den USA 2001 zurückzuführen - eine zusätzliche Schutzmauer entstehen, die Schäden durch abstürzende Flugzeuge abmildern könnte. Diese Baumaßnahme sei nun "genehmigt".
Zurück zur "Bergwerks-Mauer": Laut EJZ bemühe sich die - nach der Neuordnung von zuständigen Behörden - Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) "seit einem Jahr vergeblich" den Abriß der Mauer zu organisieren. Es geben "Komplikationen bei der Vergabe der Aufträge". Die Auftragsbücher der Firmen "sind offenbar prall gefüllt", so die EJZ. Die neueste Ansage für einen möglichen Abrisstermin ist der Herbst 2019.
Mit einiger Sicherheit wird die BGE einen ziemlichen Rummel um den Abrissbeginn machen: An einem schönen Sommertag die Öffentlichkeit, Medien und Vertreter*innen aus der Politik in den Gorlebener Wald bestellen und die Abrissbirne schwingen. Es handelt sich schließlich um "sichtbare Fakten" zugunsten der Glaubwürdigkeit eines neuen Suchverfahrens.
Doch damit ist ein mögliches Atommülllager in Gorleben nicht vom Tisch. Im Gegenteil handelt es sich um "reine Oberflächenkosmetik". Der Kern des Projekts, die Schachtanlage, bleibt erhalten. Die notwendige Infrastruktur für das Bergwerk, um aus dem Stillstand sofort wieder mit den Plänen, dort hochradioaktiven Müll versenken zu können fortzufahren, bleibt erhalten. Eine "weiße Landkarte" bei der Endlagersuche ist das nicht. Dazu müssen die Hohlräume und Strecken unter Tage verfüllt werden.
„Denkmal-Nach“
Anfang 2018 ist die Idee entstanden, neben der Greenpeace-Beluga ein weiteres Denkmal zu errichten. Hierfür wurde der Betreiber des Bergwerks von der BI gebeten, ein Mauersegment mit den Anti-Atom-Graffitis stehen zu lassen, als Mahnmal für die verkorkste Endlagersuche, aber auch als „Denkmal-Nach“. Die BGE zeigt sich offen für diesen Vorschlag...