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Fukushima

Fukushima: Überall Entsorgungsprobleme

Abgesehen von den Reaktoren mit Kernschmelze müssen eine Million Tonnen kontaminiertes Wasser, Hunderte von Kanistern mit Filterrückständen und Berge von belasteter Erde entsorgt werden.

Bei der Bewältigung des Unfalls im AKW Fukushima wurde erst kürzlich erstmals mit einem Roboter das Innere eines der drei Reaktoren, in denen sich eine Kernschmelze ereignet hat, erkundet, um mit dessen Greifarmen das geschmolzene Material zu prüfen. Demnächst will man versuchen, mit dem Roboter eine Probe herauszuholen (Roboter berührt erstmals geschmolzenes Material in Reaktor 2). Geplant ist, 2021 mit der Entsorgung der Reaktoren zu beginnen. Doch noch gibt es keinen Plan, wo das hoch radioaktiv kontaminierte Material gelagert werden soll, von einem Endlager ganz zu schweigen.

Dazu kommen weitere Entsorgungspläne. So ist noch immer nicht entschieden, was mit den über eine Million Tonnen Wasser geschehen soll, das in mehreren hundert Tanks auf dem Gelände gesammelt wurde. Das kontaminierte Kühl- und Grundwasser wurde zwar mit dem Advanced Liquid Processing System (ALPS) gefiltert, um die Cäsium- oder Strontium-Belastung unter die Grenzwerte zu bringen, enthält aber weiterhin Tritium und Jod 129, aber auch Strontium-90.

Der Betreiber Tepco will das Wasser in das Meer einleiten, da von der Beta-Strahlung, die von Tritium ausgeht, keine Gefahr für Menschen bestehe, aber weder die einheimischen Fischer und die anderen Bewohner noch die umliegenden Länder sind davon begeistert. So wächst die Wassermenge weiter an, alle 10 Tage muss ein weiterer Tank aufgestellt werden. Absehbar ist, dass keine weiteren Tanks mehr auf dem Gelände aufgestellt werden können, weswegen bald eine Lösung gefunden werden muss. Dazu kommen Tausende von Kanistern, in denen die hochbelasteten Rückstände vom Filtern abgefüllt werden, die sich auch immer weiter aufstapeln. Eine französische Firma versucht, für die weitere Behandlung eine Lösung zu entwickeln.

Und dann gibt es noch ähnliche Probleme mit der belasteten Erde, die nicht gefiltert ist und daher mitunter auch mit Cäsium belastet ist. In der Provinz Fukushima wurde von den stark belasteten Flächen die oberste Schicht abgetragen, in Säcke gefüllt und teilweise in Zwischenlager gebracht, wo sich 2,35 Millionen Kubikmeter befinden sollen. Erwartet wird, dass bis 2021 14 Millionen Kubikmeter belastete Erde zusammenkommen, schreibt Asahi Shinbun, in anderen Berichten war von 22 Millionen die Rede.

Die Regierung hatte erklärt, diesen Abfall nicht in der Präfektur Fukushima zu belassen. Aber auch hier finden sich keine Abnehmer bei anderen Gemeinden und Präfekturen, die solche großen Mengen kontaminierten Abfall aufnehmen wollen. Nur 330.000 Kubikmeter konnten bislang in andere Präfekturen verteilt werden. Schon letztes Jahr wurde vom Umweltministerium vorgeschlagen, die Erde, wenn ihre Strahlung unter 8000 Becquerel pro Kilogramm liegt, für Bauarbeiten zu verwenden, bei Straßen sollte die Belastung nicht mehr als 1000 Becquerel betragen.

Aber auch hier scheint sich bislang niemand außerhalb der Präfektur Fukushima gewinnen zu lassen, um die kontaminierte Erde zu verbauen, so dass die Sorge besteht, schreibt Asahi Shinbun, dass die Bewohner darauf sitzen bleiben. Für drei Gemeinden gibt es bereits konkrete Pläne. Aber in zwei Gemeinden hat sich Widerstand entwickelt. Mit Petitionen wird versucht, die Wiederverwendung zu verhindern und auf dem Versprechen der Regierung zu bestehen, dass die Erde außerhalb der Präfektur entsorgt wird.

Das Umweltministerium hofft nun vermutlich auch darauf, dass die Belastung der Erde auch mit Technik reduziert werden kann. Nach einem optimistischen Bericht könne es möglich sein, 99 Prozent der Erde wieder zu verwenden, nur 30.000 Kubikmeter oder 0,2 Prozent müssten in einem Endlager entsorgt werden. Nur gibt es die Technik noch nicht, zudem entstehen dadurch auch wieder Rückstände.

Beispielsweise hatten sich französische Firmen 2013 zum Demeterres-Projekt zusammengeschlossen, das auch die Entwicklung von umweltfreundlichen Techniken zur Säuberung von Erdboden nach Atomunfällen anstrebt. Tests wurden bereits in Fukushima 2018 durchgeführt. Für die Dekontaminierung muss die Erde in Wasser gelöst werden, dann wird Luft in das Gemisch geblasen, an die aufsteigenden Luftblasen sollen sich die mit Cäsium belasteten Partikel binden. Auf diese Weise konnte bislang allerdings 33-50% der Cäsium-Belastung entfernt werden, weswegen man nach Möglichkeiten, die Erde so vorzubehandeln, dass mehr Belastung extrahiert werden kann. Das sieht aber auch nicht nach einer schnellen Lösung aus.

Der Bericht wurde von der Redaktion „TELEPOLIS“ (Florian Rötzer) 2019 verfasst siehe hier

 

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Wolfgang Ehmke

Wolfgang ist langjähriger Pressesprecher der BI.