Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
233 Atommüllfässer verschwunden? Verschiebelager Ahaus
Rostfässer in Gorleben machten in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen. 26 schadhafte Fässer wurden bei Inspektionen entdeckt, mal war nur Farbe abgeplatzt, mal waren sie an- oder sogar durchgerostet. Der Grund für die Auslagerungskampagne der insgesamt 1.309 Gebinde war, dass die Einlagerungsgenehmigung dieser Einzelfässer am 13.06.2019 auslief.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V (BI) vermisste eine entsprechende Klarstellung seitens der Betreiberfirma BGZ bzw. der Atomaufsicht, also des niedersächsischen Umweltministeriums, ob die Auslagerungskampagne zeitgerecht abgeschlossen wurde.
Das zufällige Bekanntwerden von Befundfässern, das fehlende Inspektions- und Überwachungskonzept der Betreiberfirma hatten das Umweltministerium zu Beginn des Jahres 2016 dazu veranlasst, eine umfassende Inspektion aller Fässer anzuordnen.
Die Fässer wurden in Anlagen der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) in Duisburg-Wanheim oder Jülich transportiert, um dort „konradgängig“ verpackt zu werden. Geplant ist am Ende die Einlagerung des Atommülls in das hochumstrittene Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter, einem ehemaligen Erzbergwerk.
Die Grünen in Nordrhein-Westfalen hakten mit einer parlamentarischen Anfrage nach und die Antwort der NRW-Landesregierung ließ aufhorchen: 1181 Fässer wurden demnach insgesamt nach Jülich und schließlich nach Ahaus gebracht, schrieb Karl-Josef Laumann, NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, in seiner Stellungnahme.
Er präzisierte, dass alle aus Gorleben abtransportierten Fässer in Jülich für die in Konrad bei Salzgitter vorgesehene Endlagerung vorbereitet werden, ehe sie zur Zwischenlagerung abgegeben werden. 587 Fässer befänden sich bereits im Rheinland, 488 in Ahaus. In der Summe macht das 1075. „Über ausstehende Transporte hat die Landesregierung derzeit keine Kenntnisse“, heißt es in Laumanns Stellungnahme. Somit fehtlen zu den von Laumann angegebenen 1181 Fässern weitere 106, wunderte sich die Grünen-Politikerin Wibke Brems.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) stolperet ebenfalls über diese Zahlenangaben und fragte ihrerseits, was mit den 127 Fässern geschehen ist, die in der Gesamtbilanz noch fehlen. Ingesamt wären somit 233 Fässer verschwunden.
Wolfgang Ehmke, Pressesprecher, 0170 510 56 06
Update 1: Die BGZ rechnet jetzt in einer Erklärung vor, wo die Fässer geblieben sind:
Nach Auskunft der BGZ wurden von den 1309 im Abfalllager zwischengelagerten Fässern 1241 zur Konditionierung in Duisburg und Jülich bereits im vergangenen Jahr abtransportiert. Diese Fässer hatten eine Lagergenehmigung bis zum 13.6.2019. 68 Fässer mit einer unbefristeten Lagergenehmigung stehen noch im Zwischenlager Gorleben, sind allerdings in die benachbarte Lagergasse B umgestellt worden, wie die BGZ mitteilte.
Nach einem Bericht der Transportfirma GNS wurden die 1241 ausgelagerten Fässern wie folgt verteilt:
- 106 Fässer wurden in Duisburg konditioniert (für die Endlagerung verpackt) und dann in dezentrale Zwischenlager abgegeben worden
- 587 Fässer sind zur Konditionierung nach Jülich gegangen
- 488 Fässer wurden zur Aufbewahrung nach Ahaus gebracht und warten dort auf die Konditionierung
- 60 Fässer wurden von der Transportfirma GNS an verschiedene Standorte gebracht.
Anmerkung der BI Umweltschutz: Die 488 Fässer in Ahaus können dort nicht konditioniert werden, sie werden wieder einmal nur verschoben, zwischengeparkt oder stehen dort herum. Warum plötzlich 68 Fässer der ursprünglichen Marge plötzlich doch eine unbefristete Lagergenehmigung für Gorleben haben, erklärte die Atomaufsicht, das niedersächsische Umweltministerium, auf unsere Nachfrage (25.6.19)
Update 2: Alle Fässer sind jetzt durchgezählt
Das Umweltministerium teilt mit: „68 Fassgebinde des ehemaligen Hahn-Meitner-Instituts (HMI), heute Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB), der insgesamt 1.309 Fassgebinde wurden auf Basis einer unbefristeten Genehmigung ins ALG eingelagert. Sie lagern aktuell noch im ALG, sollen in Kürze jedoch auch zur Nachqualifizierung ausgelagert werden.“(27.6.19)
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