In Gedenken zum 15. Todestag von Sébastien Briat
Am 7.11. jährt sich zum 15. Mal der Tod des damals 22-jährigen Aktivisten und Freundes Sébastien. Zu diesem Anlass möchten wir zusammen kommen, einmal inne halten, um seiner zu gedenken und uns an unseren Widerstand zu erinnern.
Donnerstag, 7. November 2019, ab 18h, Dannenberg Ostbahnhof
200 Menschen nahmen teil, eskortiert von vielen Polizisten. In Redebeiträgen wurde auf die Verbindung Gorleben und Bure hingeweisen, dort soll das französische Atommülllager gebaut werden.
Fotos: publiXviewing / I&W. Lowin
Bei einer versuchten Ankettaktion des La Hague-Gorleben-Transportes 2004 wurde Sébastien aufgrund einer Verkettung verschiedenster Ereignisse und Fehler vom CASTOR-Zug erfasst und tödlich verletzt. Doch auch die Ignoranz und Fahrlässigkeit der Verantwortlichen für den Atomtransport trug maßgeblich ihren Anteil an diesem Unglück, welches billigend in Kauf genommen wurde. Für uns spiegelt sich darin nach wie vor die gesamte Art und Weise wieder, wie einige Wenige auf Kosten vieler Anderer und der Umwelt Profit aus der atomaren Nutzung schlagen – mit einem verantwortungslos hohen Risiko.
Sébastien starb in einem Kampf, der der unsrige war – für eine gemeinsame Sache. In unseren Augen ist dieser Kampf noch nicht vorbei, die Geschichte noch nicht abgeschlossen. Atomare Nutzung findet noch immer statt. Dass es um Gorleben langfristig ruhiger wird, heißt nichts (Gutes). Dass die Regierung der BRD den Atomausstieg verkündet hat, heißt ebenso kaum etwas. Der Wahnsinn geht vielerorts weiter: CASTORTransporte innerhalb Deutschlands; Exporte von Atomtechnologie; Uranerz-Transporte vom Hamburger Hafen nach Narbonne; die nach wie vor nicht ausreichend beantworteten Fragen zur Energieversorgung weltweit (denn es handelt sich um eine globale Frage!); die Endlagerbaustelle in Bure; und und und
Betrachten wir das Ganze unter dem Eindruck eines sich stetig und immer schneller verschärfenden Klimawandels sowie eines zunehmend reaktionären gesellschaftlichen Klimas, fragen wir uns, wie wir wieder eine grundsätzlich widerständigere Perspektive erreichen können.
Und so wollen wir an diesem 7.11. nicht nur zusammen kommen, um eine weiteres – in diesem Fall trauriges – Jubiläum zu begehen. Der Kampf, für den Sébastien starb, für den so viele andere unermesslich viel gegeben haben, ist nicht vorbei. Doch wie geht es weiter? Wir wollen an diesem Abend auch einen Raum eröffnen, in dem Platz für Ausblicke, Perspektiven und Gespräche ist.
Wir laden euch ein, zu den Schienen zu kommen, wo wir schon so viele Novembertage und -nächte verbracht haben. Bringt eure Instrumente und ein paar Kerzen oder Laternen mit – und einen Strohsack, auf dem ihr sitzen könnt. Eine mobile Küche sorgt für Speis und Trank (der Gasthof Meuchefitz bleibt an diesem Donnerstag übrigens extra geschlossen). Wir werden einen permanenten Gedenkstein für Sébastien errichten. Auch wird es ein paar wenige kurze Redebeiträge geben von Menschen, die eine Verbindung zu den Ereignissen vor 15 Jahren haben, aber auch von Menschen, die einen Ausblick wagen wollen auf derzeitige und künftige Kämpfe. Und nicht zuletzt wollen wir die Zeit dafür nutzen, um uns einmal mehr auszutauschen.
Lasst uns unsere Geschichte lebendig halten, indem wir sie fort führen.
Lasst uns unsere Erfahrungen mit den Herausforderungen von heute verknüpfen.
Lasst uns nicht tatenlos sein in Zeiten, die unser Handeln erfordern.
In Gedenken an Sébastien.
BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg & Bure-Solidaritäts-Kommitee