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COP29 Baku – macht eine Teilnahme Sinn?
Vom 11. bis 23. November findet in Baku / Aserbeidschan der nächste Klimagipfel statt. Die 29. Conference of Parties versammelt Verhandlungsdelegationen der einzelnen Staaten, unterschiedliche Institute, Industrielobbyisten, Universitäten und eine vielfältige Zivilgesellschaft. Zum dritten Mal allerdings in einem, was demokratische Strukturen angeht, defizitärem Land. Einem Land, in dem Öl und Gas die Wirtschaft dominieren.
Die Klimakrise schreitet voran, und die Ergebnisse dieser Mammuttreffen werden bei weitem nicht der Situation, in der sich unsere Welt befindet, gerecht. Nach jahrelangem Lobbying, allen voran der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO/IAEA) in Person ihres Generalsekretärs Grossi haben schon bei der letzten COP in Dubai 22 Staaten die Verdreifachung der Atomenergie bis 2050 „beschlossen“.
Ein Irrsinn, der weder technisch noch finanziell zu bewältigen ist. Strategisch positionieren sie sich immer mehr in Verbindung mit Erneuerbaren, und so findet sich in der Auflistung der sogenannten Side Events (Veranstaltungen der Zivilgesellschaft oder Lobbygruppen) eine Veranstaltung des International Youth Nuclear Congress zusammen mit den Women in Renewable Energy zum Thema Advancing Sustainable Technologies Globally.
Wer sich die Website anschaut wird sich fragen, was für eine „NGO“ das ist. Erstens sind da ziemlich viele Sponsoren aufgeführt. U.a. Ontario Power Generation, die die kanadischen AKW Darlington und Pickering betreiben. Und natürlich Microsoft, die ja nicht zuletzt durch ihre KI-AKW-Pläne aufgefallen sind. Und zweitens werben sie umgekehrt ganz offiziell, dass sie Partnerin der Women in Nuclear sind: https://womeninrenewableenergy.ca/wire-partners/category/Nuclear und schließlich drittens ist die Chefin Joanna Osawe schon öfter im Atomkontext rumgelaufen z.B. letztes Jahr bei „Atoms4climate“. Hier geht es nicht um echte zivilgesellschaftliche Organisationen, sondern nur um den Deckmantel für die Industrie.
Eine weitere Session zum Thema Clean Energy Solutions for decarbonizing hard-to-abate sectors wird von EU und der US Nuclear Society veranstaltet, zusammen mit Generation Atomic und Les Voix du Nucléaire.
Die Atomlobby hat es also (wenig faktenbasiert) inzwischen relativ erfolgreich geschafft, sich in einer Reihe mit Erneuerbaren als nachhaltig und klimafreundlich zu positionieren. Darauf stützen sich mittlerweile Tech Konzerne wie Microsoft und Amazon und planen die Wiederinbetriebnahme von längst abgeschalteten Reaktoren wie z.B. Block 1 in Harrisburg.
Leider findet die Frage „Für was?“ in der Energiepolitik anscheinend immer weniger Bedeutung. Energieeinsparung? Effizienz? – diese Standards werden aus den Augen verloren. Es scheint fast, als wären wir in der Wahrnehmung wieder in den 1950ern angekommen. Atomenergie – die Lösung all unserer Probleme. Damit klappt das Weiter- so.
Nach reiflicher Überlegung haben wir uns als internationale Kampagne https://dont-nuke-the-climate.org/ entschieden, trotz des Veranstaltungsorts auch bei dieser COP vor Ort zu sein. Vernetzung und Aufklärung sind wichtiger denn je, und trotz mittlerweile sehr eingeschränkter Finanzierung sind wir mit einer Delegation aus Europa, USA, Afrika, Asien und Australien vor Ort.
Atomenergie kann niemals zur Lösung der Klimakrise beitragen. Das gilt es gerade auf solchen internationalen Treffen zu vertreten. Wir möchten den Atomlobbyisten auf keinen Fall das Feld in Baku überlassen und widersprechen, wenn Atomkraft als klimafreundlich gepriesen wird.
- Don’t Nuke the Climate!
Towards COP 29 – AT COP 28 in Dubai 22 States pledged to triple Nuclear Energy until 2050
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