Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Grossi ist überall – Desinformationen und Machtasymmetrien

Die COP 29 in Baku ist – wie erwartet – der Schauplatz für die Atomlobbyisten, die Atomkraft als „klimafreundlich“ anzupreisen. Eine Rückkehr Deutschlands zur Atomkraftnutzung wäre nach den Worten des Chefs der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA), Rafael Grossi, nur „logisch und rational“.

Unhinterfragt und nachlesbar in vielen deutschsprachigen deutschsprachigen Zeitungen kann Grossi behaupten: „Deshalb wollen Länder, die Atomenergie haben, mehr Atomenergie. Und viele Länder, die keine Atomenergie haben, wollen Atomenergie. Es gibt nur ein Land, Deutschland, das sich vollständig zurückgezogen hat – es ist das einzige.“

„Grossi lässt sich zu dieser Falschaussage hinreißen, der in der Berichterstattung nicht widersprochen wird, das ist mehr als bedenklich,“ kritisiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI), Fakt sei, dass in lediglich in 12 der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union Atomkraftwerke in Betrieb sind.

Die Gegenposition auf der Klimakonferenz, die vom internationalen Bündnis „Don´t nuke the Climate“ (DNTC), im Rahmen einer Pressekonferenz vorgetragen wurde und in der über die Themen Uranabbau, zivile und militärische Nutzung der Atomkraft sowie die enormen Kosten für den Bau der Atomkraftwerke informiert wurde, fand nirgendwo medialen Niederschlag. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: „Wir sind Teil des Bündnisses DNTC und müssen konstatieren, dass Anti-Atom- Argumente kein Gehör finden. Das spiegelt die unglaublich große Machtasymmetrie wider, zivilgesellschaftliche Organisationen haben dort kein Gewicht.“

Wie faktenfrei der Grossi-Appell ist, dass die Atomkraft in Deutschlang eine Zukunft haben könnte, belege im Übrigen die Konzernpolitik. Der Energiekonzern Eon plant nach den Worten von Finanzchefin Nadia Jakobi keine Wiederinbetriebnahme seiner stillgelegten Atomkraftwerke in Deutschland.“ An der bisherigen Einschätzung habe sich nichts geändert, betonte die Managerin in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Es sei ökonomisch nicht sinnvoll, die Anlagen zurückzuholen“, berichtet n-tv.

Immer wieder befeuert auch Markus Söder (CSU) die Behauptung, dass das Atomkraftwerk Isar 2 wieder in Betrieb gehen könnte. Die Eignerin Preussen Elektra widerspricht nach Darstellung von umweltfairaendern gegenüber dpa München sehr deutlich: „Explizit bestätigte die Sprecherin dabei, dass die zum ersten Jahrestag des deutschen Atomausstiegs am 15. April 2024 von Preussen Elektra Geschäftsführer Guido Knott gemachte Aussage zur technisch unmöglichen Reaktivierung des Kraftwerks weiter gelte. Konkret sagte er damals: «Für uns gibt es als kein Zurück mehr: Das Thema Wiederinbetriebnahme ist für uns damit definitiv vom Tisch.»“

Wolfgang Ehmke, 0170 5105606

Update:

Interview der FAZ (12. November) mit dem RWE-Chef Markus Krebber

Trotz mehrmaliger Nachfragen der FAZ in Sachen Atomkraft bleibt der RWE-Manager klar auf Gegenkurs und erklärt Atomkraft als nicht wettbewerbsfähig.

(…)

Die Union denkt an eine Renaissance der Kernkraft. Was halten Sie davon?

Grundsätzlich spricht nichts gegen einen technologeioffenen Ansatz. Ich bin aber skeptisch, dass es gelingt, Kernkraftwerke wettbewerbsfähig zu betreiben. Das ist kein Sicherheitsthema, sondern ein ökonomisches. Viele Neubauinvestitionen laufen aus dem Ruder, die Stromentstehungskosten sind dann höher als heute.

Wäre die Reaktivierung der zuletzt stillgelegten Kernkraftwerke überhaupt möglich?

Rein technisch ist alles möglich. Aber weil der Rückbau kontinuierlich fortschreitet, gleicht das fast einem Neubau.

Die Kernfrage ist, wo sind wir mit dem gesellschaftlichen Konsens in Deutschland? Die Kernkraft braucht eine belastbare Basis.

Die Mehrheit will Kernkraft – in Umfragen zur Zeit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke fand mehr als die Hälfte der Deutschen diesen Schritt falsch.

Aber die Einstellungen dazu haben immer stark hin und her gewechselt. Hinzu kommen viele andere Hürden: die erloschenen Genehmigungen, die hochqualifizierten Arbeitskräfte sind nicht mehr da, riesige Investitionen mit langem Vorlauf. Wenn ich Kosten und Nutzen gegenüberstelle, muss ich sagen: Renaissance der Kernkraft? Großes Fragezeichen!

 

 

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