16. Dezember 2024
Liebe Freundinnen und Freunde,
im letzten Jahr verfassten wir dieses persönliche Schreiben zum Jahresabschluss erstmalig mit der Gewissheit, dass alle Atomkraftwerke in der Bundesrepublik abgeschaltet sind. Die gute Nachricht ist: Das bleibt auch in diesem Jahr so.
Die Atomkraftnutzung bleibt aber weiterhin Projektionsfläche für den Wunsch nach kostengünstiger, umweltfreundlicher und zuverlässiger Energie. Offenbar mit zunehmendem Erfolg, denn das Erstarken von konservativen und nationalistischen Regierungen lässt die „Verheißung Atomkraft“ neu erblühen. Interessant ist, dass alleine Absichtserklärungen ausreichen, um die Atomkraft in den Köpfen der Menschen am Leben zu halten.
Die Gefahr, dass sich der Atom-Populismus nicht mehr an der Realität messen muss, ist allgegenwärtig.
In der Realität hören wir indes von havarierten Bergwerken mit Atommüll. Vorgeschriebene Entsorgungspfade sind weiterhin lediglich Vorhaben und zwischengelagerte Abfälle verweilen weit über die geplante Lagerzeit hinaus in Hallen, die gegen Witterung konzipiert wurden.
Auch der von einer Parteienmehrheit initiierte Prozess eines vergleichenden Verfahrens zur Standortauswahl für ein tiefengeologisches Atommülllager wird vermehrt von den Kräften kritisiert, die zur jahrzehntelangen Stümperei beigetragen haben. Es müsse schneller gehen und am besten natürlich auch kostengünstiger, heißt es da. Ein Schelm wer da denkt, dass irgendwann nicht mehr das „bestmögliche“, sondern nur ein „mögliches“ Lager gefunden werden müsse – Gorleben?
Die Mengen des Atommülls bleiben weiten Teilen der Gesellschaft ebenso verborgen, wie die Anstrengungen und Kosten, die es für eine möglichst sichere Lagerung braucht.
Unser jahrzehntelanges Engagement hat für eine intensive Auseinandersetzung gesorgt. Wir sind mit verschiedenen Mitteln in Erscheinung getreten und haben je nach Anforderung versucht, kraftvoll zu reagieren. Davon profitieren wir auch weiterhin. Momentan befinden wir uns in einer intensiven Auseinandersetzung um die verlängerte Zwischenlagerung.
Bereits jetzt werden von behördlicher Seite die Weichen für die Verlängerung des Zwischenlagers in Gorleben gestellt. Zusammen mit unserer Fachgruppe Radioaktivität steigen wir dabei tief in fachliche Fragen ein, können die Konzepte der Lagerung durchleuchten und uns eigenständig Rückschlüsse erarbeiten, die sich in unseren Forderungen nach Verbesserungen widerspiegeln.
Bei den komplexen Fragestellungen zu den Hinterlassenschaften des Atomzeitalters dürfen wir den Blick auf die großen Zusammenhänge nicht verlieren.
In diesen Tagen stehen wir mehr denn je vor großen gesellschaftlichen Problemen. Kriege, Klimakatastrophen und der stetig zunehmende Nationalismus sorgen für eine große Verunsicherung.
Die Frage des Atommülls mag dadurch in den Hintergrund rücken, aber die militärische Nutzung steht wieder im Rampenlicht der Weltpolitik. Egal welche „Seite“ der Atomkraft zum Tragen kommt, militärisch oder zivil, sie bedroht das Fortbestehen der Menschheit.
Klimapolitik, Kriege, künstliche Intelligenz und Rechtsextremismus werden den Wunsch nach Atomkraftnutzung ebenso befeuern, wie sie unserem Wunsch nach einer friedlichen, solidarischen, freiheitlichen und ökologischen Gesellschaft entgegenstehen.
Wir werden weiter für eine Welt ohne Atomkraft streiten und würden uns sehr freuen, wenn wir euch weiterhin an unserer Seite haben.
Mit einer kleinen Spende zum JahresweXel helft ihr uns dabei, unsere Arbeit fortzuführen, neue Vorhaben umzusetzen, gewachsene Strukturen zu sichern und den Mitmenschen zur Verfügung zu stellen.
Wir bedanken uns herzlich für eure Unterstützung, wünschen euch eine besinnliche Zeit und ein friedvolleres, gesundes neues Jahr.
Vorstand & Büro (Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.) |