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castor.de

castor.de ist Vergangenheit

Nach vielen Jahren mit unglaublich viel Engagement wurde ein einstmals zentrales Anti-Atom-Projekt des Wendlands eingestellt: Die Webseite castor.de ist nun archiviert und im Internet gelöscht.

Grund für diese drastische Maßnahme ist eine Abmahnung wegen der Veröffentlichung von Copyright-geschützem Material. Um weitere Forderungen auszuschließen und weil eine Überarbeitung von ca. 30.000 einzelnen Seiten unmöglich ist, wurde ein Schlußstrich gezogen. Die gesamte Arbeit wurde dem Gorleben Archiv übergeben.

Ein Stückchen Castor-Ticker 2003

Viele Jahre war castor.de die zentrale Webseite des Widerstands gegen die Atomanlagen im Wendland. Gestartet ist das Projekt der ”Arbeitsgruppe Internet“ 1996, damals gab es bekanntlich kaum Webseiten, überhaupt kaum (private) Internetanschlüsse.

Ein Novum war auch, dass das Geschehen rund um den Castortransport im März 1997 im Internet in Form eines „Tag-X-TICKER der CASTOR-NIX-DA Kampagne“ verfolgt werden konnte. Millionen Zugriffe konnte die Seite damals verzeichnen. Über Jahrzehnte vereinte die Webseite somit nicht nur ein Rückblick mit Fotos und Berichte, sondern auch eine Fülle von Fachartikeln, täglicher Presseauswertung und wendländischer Protesttermine.

Als „DOMAIN gegen den Atomstaat!“ trat die Arbeitsgruppe an und informierte auf der offiziell anmutenden Domain „castor.de“ kritisch zur Atomenergie. Damit handelten sich die Aktivist*innen natürlich Ärger ein. Die Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS) als Herstellerin des Produktes „Castor“ meldete zum Beispiel 2002 Begehrlichkeiten an der Domain an. Die GNS befürchtete, durch die Homepage der AKW-Gegner „in ein negatives Licht gerückt zu werden“. Nach zwei Jahren konnte vor dem Oberlandesgericht (OLG) Hamm ein juristischer Erfolg erzielt werden, die Domain blieb in den Händen des Widerstands.

„Das jahrelange Gerichtsverfahren hat schon ganz schön an unseren Nerven gezerrt“, so der „castor.de“-Webmaster Albert Doninger aus dem Wendland. „Aber auch wenn dieser Erfolg nur wieder ein kleiner ‚Nadelstich‘ ins Mark der Atomindustrie“ sei, so wie die vielen kleinen Aktionen während der CASTOR-Transporte, beweise man immer wieder: „Wir stellen uns überall quer, sind stur, unberechenbar. Gemäß der Parole der Bäuerlichen Notgemeinschaft: ‚Niemals aufgeben‘!“

Was auch beeindruckt: Im Gegensatz zu vermutlich 99% aller anderen Webseite wandelte castor.de über die vielen letzten Jahre nie sein Gewand, immer waren im Fokus die beiden Nackten mit ihren Protestschildern vor der Polizeikette…

Danke Albert, für deine viele Arbeit!

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Jan Becker

Jan hat jahrelang die Webseite contratom.de betrieben, schreibt heute den Blog von .ausgestrahlt und betreut die Webseiten der BI und des Gorleben Archiv.