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Atomkraftwerksgelände im Wyhler Wald endlich wieder im Gemeindebesitz

Manchmal schlägt die Geschichte große Wellen, die viel verändern und die dennoch irgendwann am Strand sanft auslaufen. Im Wyhler Wald hat sich 1975 eine große, geschichtsverändernde Welle gebrochen, die jetzt im Jahr 2021 endlich ausläuft. Axel Mayer fasst die wichtigsten Stationen zusammen.

1975 begann mit der mühsam erfolgreichen Bauplatzbesetzung in Wyhl das Ende der Atomenergienutzung in Deutschland. Menschen unterschiedlichster Herkunft und politischer Ansicht haben grenzüberschreitend gemeinsam ein kurzes, offenes Zeitfenster der Geschichte genutzt, um in Marckolsheim (F), Wyhl (D), Kaiseraugst (CH) und Gerstheim (F) globale Zerstörungsprozesse temporär zu entschleunigen. 

Aus der Bewegung gegen das AKW entstand mit den Sasbacher Sonnentagen der Aufschwung der damals verlachten und heute noch bekämpften, zukunftsfähigen Energien

Im Wyhler Wald wurden verkrustete Nachkriegsstrukturen aufgebrochen und es begann der politische Niedergang des damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger, der zuvor ein „furchtbarer NS-Marinerichter“ gewesen war. „Nebeneffekt“ der Anti-AKW-Bewegung wurde somit auch die Auseinandersetzung mit der oberflächlichen „Entnazifizierung“ in der jungen BRD.

Erst 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, 10 Jahre nach Fukushima und im Jahr nach der Abschaltung der beiden Fessenheimer Reaktoren schließt sich jetzt das letzte formelle Kapitel der Wyhl-Geschichte: Ende März 2021 gab der Wyhler Bürgermeister Ferdinand Burger im Gemeinderat bekannt, dass die Gemeinde Wyhl den Wald um das einst geplante Atomkraftwerkgelände von der EnBW zurückgekauft hat

Was vor einigen Jahrzehnten noch eine politische Sensation gewesen wäre, geht jetzt still und weitgehend unbeachtet über die Bühne. Das AKW-Wyhl – Thema ist nunmehr endgültig abgeschlossen. Manchmal ist das Glas jedoch erst halbvoll. Die Kämpfe um eine nachhaltige Zukunft mit einer Energiegewinnung ohne Atom und Kohle gehen weiter.

Axel Mayer, (Alt-) Bauplatzbesetzer, auf dem Bild links, von der Mitwelt Stiftung Oberrhein, hält die Flüstertüte

Foto Axel Mayer, privat, frei verfügbar

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Wolfgang Ehmke

Wolfgang ist langjähriger Pressesprecher der BI.