04. August 2012
Nach dem wir heute eine halben Tag Zeit hatten Tokio anzusehen, gab es für den Abend eine Einladung zum gemeinsamen Abendessen zu einer Familie aus Tokio. Der Vater ist Verwaltungsangestellter in einem Tokioter Bezirk und im Widerstand aktiv. Er konnte uns viel über die Demonstrationen der letzen Zeit berichten und hatte extra für uns einen Film vorbereitet.
Die Demonstrationen werden zur Zeit immer größer und sind, mit zuletzt über 200.000 Teilnehmern, die größten, die Japan seit langer Zeit gesehen hat. Bemerkenswert ist dabei nicht nur die Zahl der Menschen sondern auch die neue Entschlossenheit mit der ganz gewöhnliche Bürger auftreten. Es werden Absperrungen der Polizei durchbrochen und Straßen besetzt. Eine Form des Widerstand, die bis vor Kurzem noch undenkbar war und einen großen Erfolg bedeutet. Es ist beeindruckend wie schnell sich die Bewegung Japans entwickelt und zurecht sind die Aktivisten stolz darauf. Aktiv zu sein bleibt in Japan allerdings noch immer nicht ohne Folgen. Der Vater der Gastfamilie erzählte uns, daß er, nachdem bekannt wurde, daß er an Demos teilnimmt und dort auch Flugblätter verteilt, in eine andere Abteilung versetzt wurde. Von einem Arbeitskollegen wusste er zu berichten, daß dieser aus dem selben Grund nun weniger verdient.
Ebenfalls am heutigen Abend fand in Tokio das größte Feuerwerk des Jahres statt. Eine lange Tradition bei der 800.000 Menschen zum Edofluß kommt um das Spektakel zu bewundern. Es war das erste Mal nach der Katastrophe von Fukushima, daß diese Veranstaltung stattgefunden hat. Die Regierung hatte letztes Jahr entschieden das Feuerwerk ausfallen zu lassen, aus Solidarität für die Menschen von Fukushima. Viele Menschen hier halten das jedoch für das falsche Zeichen. Echte Solidarität könne nur bedeuten sofort aus der Atomkraft auszusteigen.
Morgen reisen wir nach Hiroshima, um uns dort mit der größten Anti-Atom-Organisation Japans zu treffen. NAZEN (No Nukes Zenkoku Network) ist unter anderem aus der Studentenbewegung entstanden und ist heute ein breites, japanweites Netzwerk aus Menschen aller Schichten und Berufsgruppen. Von Studenten über Gewerkschafter bis hin zu Mönchen und Christen findet sich unter dem Dach von Nazen jeder wieder, der für die Beendigung der Atomkraft eintritt. Sowohl die großen Freitagsdemonstrationen als auch die Hiroshima Gedenkfeier werden maßgeblich von ihnen mitorganisiert. Somit sind die Aktivisten von Nazen ein nicht mehr wegzudenkender Teil der sogenannten Hortensienrevolution.
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