Klimakrise
Alle reden über das Wetter – wir nicht!
Reden wir über die Klimakrise, denn die ist menschengemacht!
Hitzacker im März 2025
Im Juni 2023 haben wir die Klimaaktionsgruppe Hitzacker ins Leben gerufen und versucht, uns mit vielen lokalen und überregionalen Initiativen zu vernetzen, um die Bevölkerung zu informieren und für die Auswirkungen der globalen Erwärmung und den damit ausgelösten Klimawandel zu sensibilisieren. Unser Ziel war es durch Aktionen wie Demonstrationen, Vorträge an Schulen, Informationsstände und Publikationen unsere Mitmenschen zu bewegen, sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen zu einzusetzen.
Wir mussten lernen, dass unsere Mitmenschen zwar das Thema Klimaschutz irgendwie auf der Rechnung haben (s. diverse Umfragen), aber kaum bereit sind, ihr Leben und ihre Aktivitäten für dieses Thema zu verändern.
Nun sind wir nach zwei im Wesentlichen erfolglos geblieben Weltklimakonferenzen (COPs in Dubai und Baku) und der gescheiterten Ampelregierung mit der erforderlichen raschen Transformation stecken geblieben. Inzwischen liegt die globale Erwärmung seit mehr als einem Jahr über den im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Grenzwert von 1,5°C. Eine globale Reduktion der Verbrennung fossiler Rohstoffe (Öl, Gas, Kohle) wurde bisher nicht erreicht. Die Welt ist weiterhin auf dem Weg hin zu einer etwa 2,7°C wärmeren Welt bis zum Ende des Jahrhunderts, vorausgesetzt die Staaten halten ihre Zusagen hinsichtlich ihrer Klimaziele ein (NDC = National Determined Contributions). Dieses wird gerade wieder in Frage gestellt durch den Ausstieg der USA (und Argentiniens) aus dem o.g. Pariser Klimaabkommen. Sechs von neun planetaren Grenzen sind im roten Bereich und gefährden das Überleben der Menschheit, wie wir sie derzeit kennen. Und wir sollten nicht vergessen, dass wir in einem Ökosystem leben, das auf Veränderung wie Temperaturerhöhung nicht linear reagiert, sondern Kipppunkte hat, die bei Erreichung eines Schwellenwertes zu unumkehrbaren Veränderungen führen. Das Risiko Kipppunkte zu überschreiten steigt mit jedem zehntel Grad weiterer Erderwärmung, d.h. die Menschheit wäre gut beraten, die globale Erwärmung deutlich unter 2°C zu halten, wie auch vom Weltklimarat (IPCC) gefordert.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien (Sonne und Wind) - trotz massiver Widerstände - derzeit im globalen Maßstab exponentiell wächst und Deutschland hier beim Ausbau der Photovoltaik gut dabei ist, wohingegen der Ausbau von Windrädern, Energiespeichern und elektro-Mobilität in Deutschland weit hinter der globalen Entwicklung zurückbleibt.
Der Ausstoß am Treibhausgas Kohlendioxid ist in Deutschland zwar leicht rückläufig, wobei ein Hauptgrund dafür das reduzierte Wirtschaftswachstum ist, das zu anderen Problemen führt.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft.
Unser Zusammenleben und unser Wohlergehen basiert auf Ergebnissen der Wissenschaft, das wird vermutlich kaum jemand bestreiten. Die Wissenschaft gibt uns auch eine klare Auskunft darüber, was wir in den nächsten Jahren zu erwarten haben. Einige Stichworte dazu sind Verschiebung von Klimazonen, Häufung von Extremwetterereignissen (Dürre, Überschwemmung, Stürme), Anstieg der Migration, Artensterben, Verlust an Biodiversität, Meeresspiegelanstieg, Nahrungskrisen, Krieg um Ressourcen etc. – all das wissen wir. Das heißt, die Krisen werden eskalieren.
Wir wissen auch – zumindest wenn wir darüber nachdenken – dass all unser Handeln (wie zB das Verbrennen fossiler Rohstoffe, unser Konsum, unsere Ernährung etc.) Nebenfolgen hat und diese Nebenfolgen unserer Lebensweise jetzt heimkehren (aus Demokratie und Revolution, Hedwig Richter und Bernd Ulrich).
Das bedeutet, dass es uns (wie vielen Menschen in anderen Regionen der Erde) in Zukunft schlechter gehen wird als heute (s. auch Andreas Reckwitz, „Verlust“), auch wenn uns Politiker und andere mächtige Personen etwas anderes versprechen.
Auch den Wirtschaftswissenschaften ist bewusst, dass eine gesteuerte Transformation zu Zumutungen führen wird, s. z. B. Prof. Fratzscher bei ZEIT online.
In jedem Fall steht uns eine Transformation bevor, die wir vielleicht noch zum Teil steuern könnten, die ungesteuert dazu führen wird, dass auch die Menschheit als Teil der Natur dem Artensterben unterliegen wird („Change by design or by disaster“).
Was müssen wir also tun? Hier 3 Vorschläge:
- Radikal ehrlich kommunizieren (aus Maren Urner: Radikal Emotional)
- Einen ehrlichen Diskurs entfachen über die Werte für ein gutes Leben
- Begreifen, dass wir Menschen nicht neben oder über der Natur stehen, sondern ein Teil der Natur auf unserem Planeten (Raumschiff Erde) sind und es wichtig ist, unsere Überlebenssysteme zu erhalten.
Im Sinne von Vaclav Havel geben wir die Hoffnung nicht auf!!!
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.
Kontakte:
BI: buero@bi-luechow-dannenberg.de
Klima Aktionsgruppe Hitzacker: Klimaaktion.Hitzacker@posteo.de
Die Klimaaktionsgruppe trifft sich jeden ersten Freitag im Monat um 19:00 im Co-Working Space in Hitzacker
Aktivismus
Geschrieben von Alex Wiley, einen Vater aus der Klimaaktionsgruppe Hitzacker
Aktivismus ist ein Werkzeug, das wir nutzen können, um den Mächtigen zu zeigen, was uns wichtig ist. Er ist ein Mittel, Regierungen an ihre Verantwortung zu erinnern. Sie müssen sich um ihre Bürger*innen kümmern, Sicherheit und Freiheit ermöglichen. Es ist dem Aktivismus vorangegangener Menschen zu verdanken, dass unsere Kinder vor Ausbeutung geschützt sind, dass Frauen wählen dürfen, dass wir einen 8-Stunden-Arbeitstag haben. Ohne Aktivismus würden wir mehr von Großkonzernen und Ultrareichen ausgenutzt werden, die nur an sich selbst, ihr Geld und unbegrenztes Wachstum denken, egal wie viele Menschen sie verletzen.
Ich habe lange nachgedacht, was ich schreiben möchte, um andere davon zu überzeugen, dass Aktivismus auch im Kampf gegen den Klimawandel essenziell ist. Ich hätte schreiben können, wie lange Wissenschaftler*innen bereits wissen, dass die CO2-Emissionen der Menschen für steigende Temperaturen verantwortlich sind. Dass Forschende in verschiedenen Ländern, Organisationen und Unternehmen immer wieder feststellen, dass diese Emissionen weiter steigen. Vielleicht ist es wichtig, die Menschen daran zu erinnern, dass Unternehmen wie Shell, ExxonMobil und andere Ölkonzerne aktiv daran gearbeitet haben, den Klimawandel in Frage zu stellen. Sie haben ihre eigenen Forschungsberichte verheimlicht, PR-Kampagnen und Gruppen finanziert, die Lügen und Verwirrung verbreiten (z.B. das Marshall Institute, ALEC und GCC) und Politiker*innen gekauft, damit diese ihre Narrative verbreiten.
Aber diese Argumente wurden bereits oft hervorgebracht und es gibt andere, die dies besser erklären können als ich. Ich kann nur sagen, dass ich jetzt handeln muss. Ich muss meinen Kindern später in die Augen schauen können und sagen: Ja, ich habe es damals versucht.
Natürlich bin ich nur ein Mensch. Deshalb war es für mich wichtig, andere zu finden, die auch etwas tun wollen. Die auch aktiv sein wollen. Es hat mir nicht gut getan, immer wieder schlimme Nachrichten zu lesen: wie viel Eis dieses Jahr geschmolzen ist, wie Kalifornien wieder brennt, wie wenig Trinkwasser es gibt und wie stark der letzte Sturm war. Ich musste etwas tun, und es gibt viele Leute, die genauso fühlen wie ich.
In solchen Gruppen kann man Demonstrationen organisieren, sich mit anderen Gruppen vernetzten und versuchen, an die großen Hebel der Regierung zu kommen. Aber man kann sich auch lokal einbringen und Sachen im Kleinen verändern, wie in einem Dorf neue Fahrradstraßen zu fordern oder vielleicht ein Programm organisieren oder unterstützen, das Nahrungsmittelverschwendung reduziert. Denn gerade auf der lokalen Ebene kann man einiges bewegen und dadurch die Welt mitgestalten.
Gruppen sind auch wichtig, damit wir uns unterstützen können. Wir sind füreinander da und schauen zusammen, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können. Ich glaube, eine der wichtigsten Maßnahmen, die wir heute ergreifen können, ist Zusammenarbeit. Besonders in einer Welt, in der immer mehr Autokraten und antidemokratische Bewegungen durch Lügen, Hass und Intoleranz ihre eigensüchtigen Agenden vorantreiben.
Das Gegenmittel sind wir. Unsere Unterstützung, unsere Kooperation und unsere Liebe füreinander und für unsere Welt.
Manche missverstehen Aktivismus und Kritik an denjenigen, die Macht haben, als Pessimismus und Zynismus. Doch die Forderung nach besseren Strukturen und der Glaube an eine bessere Welt sind eigentlich die Definition von Optimismus. Und ich glaube, dass wir Menschen es schaffen können, aber nur, wenn wir zusammenarbeiten, so gut es unsere Kapazitäten zulassen.
Ich wünsche mir für meine Kinder eine Welt, die von Vielfalt geprägt ist. Vielfalt in der Natur. Und Vielfalt bei den Menschen. Ich wünsche ihnen eine Welt, in der alle Länder die Klimakrise anerkennen und versuchen, die Zukunft der Menschheit zu schützen. In der wir allen, die von Krisen und Klimakatastrophen betroffen sind, helfen und einen Schutzraum bieten. Wir müssen uns zusammentun und solidarisch miteinander stehen. Das Leben auf der Erde geht nur zusammen. Nur wenn wir Hass, Ignoranz und Intertoleranz überwinden, werden meine Wünsche für eine bessere Welt für meine Kinder in Erfüllung gehen.
Unsere Probleme verschwinden nicht, wenn wir wegschauen, sie verharmlosen oder darüber lügen – so wie es Ölkonzerne, Trump, die AfD und Politiker*innen tun, die von Konzernen bezahlt werden, die mit ihren Produkten die Erde verschmutzen und CO2 ausstoßen. Ich muss aktiv sein, weil die nächste Generation eine bessere Welt erben soll.
Und ich weiß, dass es schwer ist. Wir sind alle beschäftigt – mit Kindern, Arbeit, Freundschaften, Familie, den Anforderungen des Alltags. Aber wenn wir wollen, dass unsere Kinder eine Welt haben, in der die Luft nicht von CO2 belastet ist, in der keine neuen Bakterien aus dem schmelzenden Eis der Tundra Pandemien verursachen, in der Stürme und Dürren nicht immer extremer werden, in der das Meer nicht ganze Städte verschluckt– dann müssen wir diejenigen an der Macht dazu drängen, das Richtige zu tun.
Ich glaube an und fordere eine Welt, in der wir das System verändern, bevor das Klima das System für uns verändert.
- Schaut euch um, welche Gruppen es gibt, bei denen ihr mitmachen könnt. Und wenn ihr nichts findet, seid mutig und fangt selbst an.
2023: Die Erde hat gerade den heißesten Tag, die heißeste Woche und den heißesten Monat in 120 000 Jahren erlebt. Extreme Hitze auf vier Kontinenten, Brände, die zum Teil für Monate außer Kontrolle geraten (s. z.B. Kanada), Unwetter in bisher unbekannter Häufigkeit und Heftigkeit, Dürre und Hunger lassen bereits heute die Klimahölle, auf die wir uns momentan zubewegen, für viele Menschen spürbar werden.
Dabei entsprechen die beobachteten Phänomene weitgehend den Vorhersagen der Klimawissenschaft oder stellen sich sogar noch dramatischer dar, wie es die schnell ansteigende Oberflächentemperatur des Nordatlantik oder des Mittelmeeres, der dramatische Rückgang der Bildung von Eis in der Antarktis oder die aktuellen Hinweise auf ein baldiges Versiegen der atlantischen Umwälzströmung (AMOC = Atlantic Meridional Overturning Circulation) vermuten lassen. Wissenschaftler – wie auch Forscher bei Exxon – haben schon vor 50 - 60 Jahren festgestellt und prognostiziert, dass sich die globale Durchschnittstemperatur auf der Erde in Abhängigkeit von der Verbrennung fossiler Rohstoffe und den dabei entstehenden Treibhausgasen wie CO2 und Methan erhöhen wird.

Die Grafik (s. warming stripes z.B. bei https://public.wmo.int/en) zeigt auf der unteren Achse den Zeitraum von 1960 bis 2020 und auf der senkrechten Achse den Anstieg des CO2 Anteils in der Luft von 316 auf ca. 419 ppm (pars per million). Farbig markierte Jahresstreifen zeigen die relative Abweichung zu einer mittleren Temperatur der Jahre 1850-1900 (vor dem massiven Anstieg der Verbrennung fossiler Rohstoffe). Blau = etwas kälter, hell = etwa gleich und rot / tiefes rot = wärmer. Die Erwärmung beträgt im Jahre 2022 global etwa 1,2 – 1,3 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit.
Als Reaktion auf die dramatischen Warnungen der Klimawissenschaft trafen sich die Länder der Welt wiederholt zu Konferenzen. 2015 fand die Weltklimakonferenz in Paris statt, in der sich 197 Länder darauf einigten, geeignete und faire Maßnahmen umzusetzen, um den Temperaturanstieg möglichst auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dies erfolgte aus der Einsicht, dass ein noch größerer Temperaturanstieg die Klimakrise völlig außer Kontrolle geraten lassen und durch Erreichen verschiedener Klimakipppunkte unumkehrbar machen würde.
Tatsächlich befinden wir uns auf einem Pfad der globalen Erwärmung um 2,5 bis 2,9 Grad Celsius (pessimistischere Berechnungen liegen noch deutlich höher) bis zum Ende des Jahrhunderts, wenn alle Länder die Maßnahmen, die sie angekündigt haben, auch umsetzen (https://climateactiontracker.org/). Deutschland bildet dabei keine Ausnahme und ist immer noch im Spitzenfeld der schlimmsten Klimazerstörer, was den CO2-Austoß pro Kopf angeht. Historisch hat unser Land am viertmeisten zur Klimaerwärmung beigetragen, obwohl es nur ein Hundertstel der Weltbevölkerung beherbergt. Die deutschen Regierungen verstoßen dabei spätestens seit 2015 nicht nur gegen die Verpflichtungen aus den Klimaabkommen, sondern auch gegen den Artikel 20a des Grundgesetzes, der den Schutz der Lebensgrundlagen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen vorschreibt.
Tausende Klimaforscher, die Ihre Forschungsergebnisse im IPCC – Bericht (Intergovernmental Panel on Climate Change) weltweit zusammentragen, diskutieren und veröffentlichen, warnen vor den Risiken des Klimawandels, wie auch zum Beispiel Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN) und mahnen dringendes Handeln an.
Die Prognose bei weiter steigender globaler Temperatur:
- Verschärfung der extremen Wetterereignisse
- Überschreitung von Klima – Kipppunkten, die irreversibel sind
- Tödliche Hitze, die Milliarden von Menschen aus Ihren Lebensräumen vertreibt
- Meeresspiegelanstieg bei Abschmelzen der Großen Eisflächen über Grönland und der Antarktis, der Milliarden von Menschen aus Ihren Lebensräumen vertreibt
- Nahrungsmittelkrisen
- Erhöhte Gefahr der bewaffneten Auseinandersetzung um bewohnbares Land, Trinkwasser und Nahrungsmittel
Was können wir tun?

Von allen Kontinenten erwärmt sich Europa am schnellsten. Doch Europa bereitet sich insgesamt zu langsam auf Hitze, Dürren und Überschwemmungen vor. Davor warnt die EU-Umweltagentur in einer neuen Studie.
- Anerkennung der Realität
- Identifizierung der Verursacher
- Einstieg in den politischen Kampf gegen die Verursacher
- Entwicklung der Vorstellung einer lebenswerten, gerechten und emissionsfreien Zukunft und deren Umsetzung
Daran wollen wir mit Euch arbeiten und werden zu diesem Themenkomplex in Kooperation mit der Klima Aktionsgruppe in Hitzacker auf der BI-Homepage Lesetipps geben.